Nassauer-Sagen - weilburgerforum

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Weilburger Forum
JAHRESBERICHT 2019
Weilburger Forum e.V. :
Nassauer Sagen- und Geschichtenschatz neu präsentiert
Romantisches Weilburg und die Rettung der Altstadt

Im  Programmreigen zum 30 jährigen Bestehen des Weilburger Forums durfte  ein literarischer Abend mit einem abwechslungsreichen Menü nicht fehlen.  15 verschiedene  Sagen, Geschichten und Geschichtserzählungen haben Renate und Werner  Röhrig ausgewählt und gelesen. Die abwechslungsreichen Inhalte  gewährleisteten gute, heitere, aber auch nachdenkenswerte Unterhaltung.  Hinzu kam gleichzeitig der Genuss der verschiedenen Speisen des  Viergänge – Menüs von Michael Abel im Bistro „Altes aRthaus“.
So  kreierte das Weilburger Forum am 15. November – dem internationalen  Vorlesetag für Kinder – einen Vorleseabend für Erwachsene.

Christine  Zips, Vorsitzende des Weilburger Forums begrüßte die Gäste und  erläuterte die Hintergründe zur Auswahl der Sagen und Geschichten, sowie  die Speisen des Viergänge - Menüs.  
Sie hob hervor, dass die  Region Limburg-Weilburg, das geogra­fische Zentrum des Nassauer Landes  nicht nur eine uralte Sagen­landschaft sei, sondern auch viele  „literarische Leckerbissen“ – z.B. von Wilhelm Heinrich Riehl -   besitze, die im Laufe der Zeit veröffentlicht worden seien.  
Die  große Anzahl von Sagen und Geschichten sei nicht verwunderlich: der  Landkreis Limburg-Weilburg ist schließlich übersät von mittelalterlichen  Burgrui­nen, barocken Schlössern und windschiefen Fachwerk­häusern,  einem spätromanischen Dom, von alten Kirchen, trutzigen Türmen und  wuchtigen Brücken.  
Hinzu komme, dass in den dichten Wäldern, in Hügeln und Seen, Flüssen und Bächen, schnell Zau­berhaftes entdeckt werden könne.
Auch  die ausgewählten Speisen – Kastaniensuppe, Sprossen-Linsen-Salat,             Gänsekeule mit Honig-Orangen-Rotkraut, sowie Klößen mit  weiteren Beilagen, Bratapfel zum Abschluss waren mit historischen  Bezügen ausgewählt worden.



Bildunterschrift:
Von links: Vorsitzende Christine Zips, Werner und Renate Röhrig, Michael Abel

Vielfalt der Textsorten

Mit  einem Auszug aus der Novelle „Idylle des Gymnasiums“ von Wilhelm Riehl  und den Briefen von Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg an ihren  Verlobten Karl, Erzherzog von Österreich wurden sprachliche Leckerbissen  präsentiert.
Der Dombau von Limburg  und das Wunder um die Dietkirchener Basilika, sowie eine Ballonlandung  in Weilburg wurden ebenso vorgetragen, wie Sagen aus Frickhofen, Elz und  Fussingen. Auch das „Limburger Muhkalb“ durfte nicht fehlen.
Eine  Auswahl von Geschichtserzählungen, die Gerhard Sennlaub in einer  Biographie über einen seiner Vorfahren - Friedrich Sennlaub -  veröffentlicht hat, führten zu Heiterkeit, aber auch Nachdenklichkeiten  über die Lebensverhältnisse vergangener Zeiten.
Die  Beschreibung der Weilburger Altstadt in Riehls Novelle „Die Idylle des  Gymnasiums“ und die Geschichte „Erz unter der Stadt Weilburg“ verdienen  besondere Beachtung.

Die romantische Stadt Weilburg

Wilhelm Heinrich Riehl stellt das  romantische Weilburg seiner Schulzeit vor:
„Die  Stadt ist architektonisch beherrscht von dem alten Fürs­tenschlosse mit  seinem „Lustgarten“, der sich auf Terras­sen über dem Fel­senboden  erhebt. Von der oberen Lahn­seite erscheint das Schloss wie eine  verfallende deutsche Burg und von der unte­ren wie ein französischer  Fürsten­sitz aus den Tagen Ludwigs XIV.
Und  die Landschaft weithin stimmt gleich­falls dazu: beim kürzesten Gange  wechselt die Szene, bald lieblich, bald grotesk romantisch; jedes Tal,  jede Höhe über­rascht mit einer ganz neuen Ansicht. ….  
Die  Stadt war nicht bloß Gymnasialstadt, sie war auch Mili­tär­stadt, mit  einem Bataillon Infanterie auf 2400 Einwoh­ner, Beamtenstadt, eine Stadt  des kleinbürgerlichen Ge­werbes, und vor allem die alte, erst seit  zwanzig Jahren verwaiste Re­sidenzstadt, die sich schon von fernher  durch die majestä­tischen Lindenalleen ankündigte, welche zu ih­ren  beiden Toren führten.  
Es war die  Welt im Kleinen, welche uns Gymnasiasten so vielseitig anregend umgab.  Ich halte es für ein günstigeres Geschick, wenn wir in jungen Jahren die  Welt im kleinen kennen gelernt haben, als wenn die große weite Welt  schon frühe unsre Augen verwöhnt und blendet.“




Gefährdete Idylle

Die Geschichte „Erz unter der Stadt“ weist auf die Gefährdung dieser idyllischen Schlossanlage und Altstadt hin.
„Der gesamte Bergkegel, auf dem sich die Altstadt befindet, besteht vorwiegend aus Eisenerz.  
Nach  Erschürfung dieses riesigen Eisenerzlagers erwarb der  Berg­werksbesitzer Heinrich Moritz im Jahre 1877 das Recht, das  ausgewiesene Lager aufzuschließen und abzubauen.  
Als  erfahrener Bergmann wusste er aber, dass damit nicht nur das gewohnte  Leben der Bürger gestört werden würde. Das Ende der un­versehrten  Schönheit der Stadt wäre gekommen. Durch Stollen, die von allen Seiten  in den Berg hätten getrieben werden müssen, hätte sich die ganze Stadt  zu einem unterhöhlten Grubenfeld verwandelt.“….  

„Je  älter Heinrich Moritz aber wurde, desto sorgenvoller musste er an seine  Stadt denken und die Gefahr, die sie bedrohen könnte. Da kam ihm ein  rettender Gedanke. Damit niemand auch nach seinem Tod dem Berg und damit  Weilburg etwas anhaben könne, beschloss er das Schürfrecht zu  verschenken.“ …  
„Heinrich Moritz  ließ durch seinen Rechtsanwalt mitteilen, dass er sein Bergwerk in drei  Teile geteilt und zwei davon verschenken wolle. Der Teil, der unter dem  Schloss und Schlossgelände liegt, er­hielt der Großherzog von Luxemburg,  früher Herzog von Nassau. Der Teil, der unter dem Stadtzentrum liegt,  wurde der Stadtgemeinde Weilburg zugesprochen, und die Randgebiete  behielt Moritz für sich.  

Durch  diese Schenkung wurden die Bewohner der Oberfläche des Geländes  gleichzeitig die Besitzer des Unter­grundes, auf denen sich ihre  Liegenschaften befanden, waren aber nicht mehr in der Lage, das  Schürfrecht auszuüben.
So  bewahrte ein Bürger, der seine Stadt mehr als seinen materiellen Vorteil  liebte, ihre Bewohner vor Schaden und das einmalig schöne barocke  Weilburg vor der Zerstörung.“

Nach  drei Stunden mit Genuss des Viergänge - Menüs und unterhaltsamen  Lesungen aus vergangenen Zeiten bedankten sich die Besucher mit viel  Applaus und lobenden Worten.

Freundliche Grüße
Christine Zips








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