König Konrad - Weilburger Rundgang

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Station 1: König Konrad
  
König Konrad und das “Weilburger Testament”

                                   
Das Denkmal für König Konrad I. steht für eine außerge­wöhnliche, historische Begebenheit, die Christian Spiel­mann 1906 in dem Drama „Das Weil­burger Testament“ zu­sammengefasst hat:

Auf der alten Burg erteilte der sterbende König Konrad I. im Jahre 918 seinem Bruder Eberhard den Auftrag, die In­sig­nien der Königswürde dem Sachsenherzog Heinrich zu überbrin­gen, weil nur dieser in der Lage wäre, den politi­schen Be­stand des Ostfrankenreiches weiter zu sichern. (Weilburger Tes­tament).
  
Wer war Konrad I.?
Konrad I. wurde um 881 geboren und ist am 23. Dezember 918 in Weilburg gestorben. Er war seit 906 Herzog von Fran­ken und von 911 bis 918 König des ostfränkischen Reiches.
Konrad entstammte dem Geschlecht der Konradiner. Er war durch treuen Königsdienst aufgestiegen und verfügte über umfangreiche Besitzungen.
                       

Welche Probleme stellten sich?
Die Adelsfehden zwischen den mächtigen Aristokraten­familien um die Vorherrschaft in den einzelnen Stammes­gebieten des ostfränkischen Reiches und die wiederholten Ungarneinfälle führten zur Machtentfaltung regionaler Fürs­tenhäuser, den späteren Herzogtümern im ostfränkischen Reich.
In diese Zeit fiel auch der Aufstieg Konrads, der selbst ein Repräsentant aus diesen aufsteigenden Regionen war.

Nach dem Tod Königs Ludwig das Kind, dem letzten Karo­linger auf dem ostfränkischen Thron wurde Konrad  von den verschiedenen Stammesfürsten und geistlichen Wür­denträgern zum König gewählt. Die Stammesfürsten wollten nicht, dass der westfränkische König Karl der Einfältige aus dem Haus der Karolinger das ostfränkische Reich erbte. Allein die lothringischen Adeligen entschieden sich für eine Rückkehr ins westfränkische Reich.

Mit der Wahl Königs Heinrich I. fielen die Konradiner wieder auf das Machtniveau von Stammesherzögen zurück. Kon­rads Bruder Eberhard, sein Nachfolger als Herzog von Franken, war dem neuen sächsischen König Heinrich I. ge­genüber zeitlebens loyal, führte Lothringen in das ostfrän­kische Reich zurück und wurde von ihm sogar zeitweilig (926–928) mit dem Herzogtum Lothringen belehnt, um es zu befrieden.

König Konrad I. versuchte sich der anbahnenden Auflösung des Ostfrankenreichs – Eigenständigkeit der Herzogtümer - entgegen zu stellen und als König die Herrschaft wieder im ganzen Reich auszuüben. Seine siebenjährige Regierungs­zeit ist daher hauptsächlich durch die Konflikte mit den ost­fränkischen Herzögen (Bayern und Schwaben) und durch die Ungarneinfälle be­lastet.

Warum war Konrad nur eine kurze Zeit König?
Zahlreiche Quellen berichten von einem langen Siechtum Königs Konrad bis zu seinem Tod.
Die Ursache dieser Krankheit war offenbar eine Verwun­dung, die er sich 916 bei einem Heereszug gegen Herzog Arnulf von Bayern zugezogen hatte. Mit diesem Herzog hatte König Konrad Auseinander­set­zungen, weil dieser sich der Kö­nigsmacht wider­setzte  und mit den Ungarn kollabo­rierte.
Konrad wurde vom Sterbeort, seinem Stamm­sitz Weilburg, auf eigenen Wunsch nach Fulda ge­bracht und dort im Januar 919 in der Kirche des Be­nediktinerklosters Fulda beigesetzt.



Denkmale für König Konrad I.:
Säule in Weilburg, Statue über der Lahn bei Villmar.

Wer wurde im Jahr 919 Nachfolger Königs Konrad I.?
Die Herzöge von Sachsen und Franken folgten mit der Wahl Heinrichs zum König des ostfränkischen Reiches dem Auf­trag Konrads. Die Adeligen von Bayern und Schwaben schlossen sich erst später an. Lothringen wurde durch Her­zog Eberhard ins ostfränkische Reich zurückgeholt.

Zitat: gekürzte Fassung aus „Das Testament von Weilburg, ein historisches Festspiel von Christian Spielmann, Wiesbaden 1906)

Es spricht Eberhard, der Bruder Konrads:
„König Konrad schied von Thron und Reich,
der beste, den es je gegeben.
Im goldnen Herz, so fromm und weich,
pulst nimmer hoffnungsreiches Leben.
Er ging dahin, doch eh´ er starb,
hat er ein heil´ges Werk getan.
Er hat in herrlichem Entsagen
den einzigen starken Mann gefunden,  
den siechen Reichsleib lassen gesunden.
Er ist die Hoffnung auch der Franken.
Er trägt den stolzen Reichsgedanken.

Und wer ist´s? Nicht die Mauern raunen
den Namen euch. Alle werden staunen.
Ruft mit mir, laut und tausendtönig:
Heinrich sei der Deutschen König.
Und nun bring ich´ s an ein herrlich End´,
das hehre Weilburger Testament.
Heil soll und Freude daraus erwachsen.
Auf, Vasallen, auf nach Sachsen.“  

(Die mehrtägigen Ritterspiele in und um die Burg Freienfels - in der Nähe Weilburgs - lassen die Zeit des Mittelalters neu entstehen.)

Jetzt können Sie sich der zweiten Station Ihres Rund­gangs zuwenden.


Eberhard überbringt die Reichsinsignien dem Sachsenherzog Heinrich.
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